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Ein Mann besiegt seine Angst / Edge of the City (1957)
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Hannibal Rising
Zwei Überlegungen haben mir gut gefallen. Zum einen Lecter inmitten von traumatisierten Gestalten nach dem zweiten Weltkrieg sich neu formieren zu sehen, und die Frage nach den Kriegsverbrechen. Was dem Film aber vor allem fehlt ist jegliche psychologische Raffinesse. Der Rückgriff auf populäre fernöstliche Kampfkunst und die damit zusammenhängende Erotik ist bildlich gelungen dargestellt, wirkt aber wie eigentlich alles in diesem Film, wie ein Versatzstück. Es riecht nach Sellout. Man orientiert sich an Kultmomenten der Vorgänger und untergräbt damit häufig die Logik des Films. So zum Beispiel das Aufsetzen der Maske, die Lecter später unfreiwillig und in vollkommen anderem Zusammenhang aufgesetzt bekommt u d m. Enttäuschend ist auch, dass Gulli zwar immer wieder versucht zu spielen wie Hopkins (was per se in de Hose gehen muss, und es darüber hinaus überhaupt nicht nötig ist), der Figur jedoch nichts abgewinnen kann. Soll er doch bitte für Dior laufen.
Neben der geilen Manga Tante gibt es da natürlich auch den Ermittler, ein frittierter Kohl mit Brötchen, der im großen und ganzen dafür zuständig ist Lecter ein paar Vorlagen zu geben, um dessen Festnahme aber wenig bemüht ist. Und so meuchelt das Grübchen zwei Stunden lang einen Bösewicht (!) nach dem anderen ideenlos dahin, ohne dass auch nur einmal so etwas wie Spannung aufkommt. Ganz zu schweigen von dem "Motiv", dass den genialen Psychiater Lecter zu einem Kannibalen hat werden lassen. Die Einfühlsamkeit des Drehbuchs liegt auf dem Niveau von AstroTV, vielleicht noch darunter.
Auf ein Wort: Marsch zurück auf die Schulbank.
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au man.. "dann fliegen wir einfach unter dem radar.."
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Unser täglich Brot (Nikolaus Geyrhalter, A 2005)
Doku über die Lebensmittel-Massenproduktion in Europa. Der Film kommt ohne Kommentare aus, die Bilder sind gewaltig genug. Als ich mir das angeguckt habe, kam ich mir vor wie auf einem riesigen Raumschiff - das ist die Erde im gewissen Sinne ja auch. Die Bilder von der Massentierhaltung und -schlachtung waren so prägnant und abstoßend, dass ich vorerst einmal beschlossen habe, kein Fleisch mehr zu essen.
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Vier Minuten (Chris Kraus)
Sehr gute schauspielerische Leistung von Hannah Herzsprung
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Ich liebe Cassavetes. Ich kann mir diesen Film immer und immer wieder ansehen. Ich liebe Cassavetes für seinen Mut und seine Sicht der Dinge. In diesem Film gibt es keine wirkliche Geschichte, keine Handlung, hier wird der Zuschauer nicht abgeholt, eingeführt, bei der Hand genommen. Hier bekommt man schlicht und ergreifend einen Einblick in das Leben eines Ehepaares, welches vor der Zereissprobe steht. Hier geht es um Gefühle, um das beschissene hin und her gerissen sein, um die Unmöglichkeit von Kommunikation, wahrhaftige Kommunikation zwischen zwei Menschen. Um die kleinen schönen Momente, die man kaum greifen kann.
Es ist ganz schwer dass zu beschreiben, was er hier auf Zellulid gebannt hat. Cassavetes hat den Mut, sich wirklich mit seinen Figuren zu beschäftigen, sich ihnen wahrhaftig zu nähern und nicht in irgendwelche Klischees oder Sentimentalitäten zu verfallen. Er schert sich einen Dreck um Konventionen und legt eine unglaubliche Liebe an den Tag für seine Figuren. Er verachtet sie nicht für das, was sie sind. Er beurteilt sich nicht danach, was sie sein könnten, oder was sie einmal waren, sondern sieht sich einfach wie sie sind.
Es ist unmöglich in Worten zu beschreiben, was dort vor sich geht, einzig weil auch die tiefen Emotionen sich nie so richtig in Worte fassen lassen und die Sprache ein bewegliches Meer aus Metaphern bleibt, aber Cassavetes schafft es hier, für Emotionen eine Sprache zu erfinden, einfach, indem er beobachtet, nicht von oben herab, sondern als ein Gleichgestellter. Das ist genau der Gegenentwurf zu einer Welt, die ein Lars von Trier in jedem seiner Film immer wieder erstellt. In der nur das Böse und Schlechte regiert und alles Unschuldige erbarmungslos zerstört wird. Während von Trier auf geschickte Art und Weise unglaublich manipuliert und den Zuschauer einfach nur runterziehen möchte, bleibt Cassavetes ehrlich zu sich selbst, und zeigt die beiden Seiten. Denn er weiß, dass es für jede Handlung einen Grund gibt und nicht alles nur Schwarz und Weiß ist. Ich liebe ihn dafür und werde diesen Film immer und immer wieder sehen.
"Die Geschichte handelt im Grunde von einem Paar mittleren Alters, das schrecklich ineinander verliebt ist. Aber sie sind unfähig zur Kommunikation. Die Frage lautet, die Liebe ist da - aber wie zeige ich sie? Die Figuren in FACES leben in einer Gesellschaft, in der sie sich nicht ausleben können. Der Film besagt lediglich, dass es für die Gefühle der Menschen, wenn sie welche haben, keinen Platz in der Gesellschaft gibt. Dieser Mann und diese Frau schätzen sich wirklich. Wahnsinn kann nicht die einzige Form von Widerstand sein. Es muss andere Wege geben."
"FACES ist ein anti-intellektueller Film, er ist gegen alle Wissenden und für alle Fühlenden."
Danke John.
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Roma, città aperta (Rossellini)
Hätte ich nie erwartet. Der legt hier einen unglaublichen Mut vor. Besser als alle Filme die ich bis jetzt zu dieser Thematik gesehen hab.
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little miss sunshine (dayton/faris)
hat mich sehr gut unterhalten und lachsalven im kino erleben ist wirklich selten. ich glaube aber viel mehr SOLL man von diesem film nicht erwarten! mich nerven leute, die aus solchen komödien einen wahnsinn herauslesen wollen genauso sehr wie die, welche solche komödien als elitär und prätentiös verschreien. (eigentlich sind das praktisch dieselben leute.) die bus- und tanzszene am schluss zeigen grossartige situationskomik an und für sich, beinahe unabhängig vom film. dazu kommt, dass der film genau das richtige war für mich nach der prüfung. erfrischend!
nobody knows (hirokazu koreeda) zum zweiten mal, immer noch einfach wunderbar und traurig.
stranger than fiction (marc forster) sehr elegantes drehbuch. war für mich ebenso eine unterhaltsame komödie... doch, sympathisch und aufstellend.
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All about Eve (Mankiewicz)
Immer wieder großartig. George Sanders ist ein Gott, Bette Davis! Und es gibt wenige Filme in denen solch neckische, gewitze, intelligente, zynische und unglaubliche coole Dialoge auf kompletter Spielfilmlänge durchgehalten werden.
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Cary Grant und Ingrid Bergman und wieder einmal die Unmöglichkeit der Liebe, die Unterdrückungsmechanismen.
Der McGuffin der hier alles in Bewegung setzt, das Nazi-Uran-Erz, schafft hier eine wunderbare Grundlage für das zu Tage bringen der Mechanismen.
Bergman soll im Auftrag des CIA (Grant) einen Uran-Schmuggel-Ring bestehend aus Exil-Faschisten auffliegen lassen und wird hierzu auf Claude Rains angesetzt: sie soll seine Freundin werden. Und schon hier, zu Beginn, wird die Rollenverteilung klar: Bergman verliebt sich unsterblich in Grant; will mit dem Saufen aufhören, dem Partyleben, und was sonst noch alles, um diesen Kerl zu beeindrucken. Der überbringt ihr ihren Auftrag und will sich partout dazu nicht äußern. Er will, dass sie sich gegen den Auftrag und für ihn entscheidet. Sie will hören das er sagt: "Nein, machs nicht" oder "Ja, machs für mich" oder irgendwas! Sie will einfach alles tun, was er sagt, gibt sich in seine Hand.
Sie machts schlussendlich weil er schweigt und das auch noch gut (Trotzreaktion, sie will das er reagiert), sie schläft mit Rains und Grants Hass auf sie steigt wie auch ihre Resignation. Das Drama steigert sich unaufhörlich und irgendwann schafft es Grant doch noch seinen Stolz zu verschlucken.
Wunderbare Studie. Ich mag den echt sehr, einer seiner Besten!
Natürlich perfekt konstruiert, da gibt es keine Zweifel. Der Suspense ist gegeben, Grant, Bergman und gerade auch Rains sind grandios (seine Beziehung zu der Mutter wieder!). Auch die geniale Fotographie ist gegeben (die Kaffee-Szene!). Unbedingt gucken!
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The Film you've just watched was an improvisation.
Das kann auf jedem Grabstein stehen, behaupte ich mal. Und jetzt fehlt nur noch der Jazz. Wenn Sie mich fragen, ist Jazz nichts als unfähiges Getöse entfährt es James Rebhorn, der als Großindustrieller einen jungen Mann aus New York nach Süditalien entsendet um seinen entarteten Sohn zurück zu holen. Dieser verwöhnte Rotzlöffel denkt aber nicht an Arbeit, statt dessen begnügt er sich mit Spielen und Jazz, in der Hauptsache mit Spielen. Shadows schildert die andere Seite. Und die andere Seite von lichtdurchflutetem Italien ist ein schwarzes Geschwistertrio, das sich konfus und elternlos durch die Dunkelheit New Yorks improvisiert. Der große fühlt sich zum Sänger berufen, kriegt aber bloß Ansagerjobs. Der kleine hat einen Wust von sich rasch verflüchtigenden Ideen im krausen Kopf, und so unsortiert er ist, so unorganisiert vertreibt er sich mit seinen Freunden die Zeit beim Trinken und Sprücheklopfen. Dass ihn etwas ruft, dass da etwas zu machen ist, das fühlt er, kann es aber nicht kanalisieren und ist statt dessen permanent schlecht gelaunt. Und dann ist da noch die kleine. Die will wie jedes junge Mädchen eine Prinzessin sein, und als sie den vermeintlichen Prinzen ran lässt, kann sie kaum glauben, wie wenig es bedeuten kann, und wie leer diese Worthülsen um das große Mysterium in Wahrheit sind.
Wir haben es weder mit tragischen Schicksalen, noch mit Belanglosigkeiten und am aller wenigsten mit Idealen und Patentlösungen zu tun. Was soll man auch Antworten, wenn da keine Frage ist. Die Utopie steckt im Jazz. Und dieser Film greift ihn nicht nur formal auf, der Jazz ist der Pulsschlag, die Handlung in allen denkbaren Variationen, und dennoch oder gerade aufs Bescheidenste verdichtet. Es geht nicht darum den ohnehin ungreifbar großen Begriff von Leben zu erweitern, und es geht nicht darum es zu beschwichtigen. Der einzelne ist nicht wichtiger als die Masse, und die Masse ist nicht wichtiger als der einzelne. Cassavetes nimmt jede Regung in ihrem eigenen Umfang auf und verfälscht nicht zugunsten modischer oder scheinbar ewiger Attitüden. Ich lebe, du liebst, er arbeitet, sie ist feige, es ist seltsam, wir hungern mit vollem Magen, ihr schwelgt in Reichtum und Muße, Sie sind alle nur Menschen, und alle sind sie liebenswert. Ganz ohne Sentimentalität oder aufrührender Feindseeligkeit macht der Film, was wir alle tun: Wir improvisieren.
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